und ihre Geschichten
St. Sebastian
Die Gemeinde St. Sebastian wurde gegründet am 26. Januar 1971 auf Antrag der Kath. Kirchenverwaltung St. Laurentius, Würzburg-Heidingsfeld.
Der Hl. Sebastian erlitt vermutlich um 250 n.Chr. den Märtyrertod zur Zeit der Christenverfolgung durch den römischen Kaiser Diokletian. Neben St. Laurentius und St. Stephanus war er im 15. Jahrhundert Kirchenpatron von Heidingsfeld.
Der erste Gemeindegottesdienst fand am 23. September 1973 statt.
Pfarrkirche: die Grundsteinlegung zu Pfarrkirche, Pfarrzentrum und Pfarrhaus erfolgte 1976, die Weihe der Kirche nahm Bischof Dr. Josef Stangl am 22. Oktober 1977 vor.
Heute hat die Gemeinde ca. 4930 Katholiken im Stadtteil Heuchelhof.
Als bedeutendstes Ereignis der Pfarreigeschichte schätzt Dr. Ernst Kastner die Feier des ersten Gemeindegottesdienstes am Sonntag, 23. September 1973 ein. Ein kleiner Wurfzettel an alle Mitbürger lud zur ersten Eucharistiefeier in die Räume des Pfarrbüros am Straßburger Ring 123. Ein Pappdeckelschild hing bei der Ringstraße: "Zur Kirche".
Pfarrer Kuhn schrieb zur Einladung: "Seit 19. September bin ich Bürger des Stadtteils Heuchelhof und ich bin gerne hierher gezogen, um mit Ihnen eine Gemeinde der Glaubenden aufzubauen."Der Seelsorger verkündete den zusammen in beiden Gottesdiensten 95 Gläubigen das Evangelium vom 14. Sonntag nach Trinitatis. Seine Predigt vertiefte für die Beteiligten das Erlebnis des Gefühles gleichsam urchristlicher Kirche.
Als ein historisches Ereignis bezeichnete es Pfarrer Kuhn, dass erstmals in der Menschengeschichte auf diesem Hügel Gott dem Herrn das Opfer des Gedächtnisses seines Erlösungstodes dargebracht werden dürfe.Innig drang das erste gemeinsame Vaterunser der jüngsten Kirchengemeinde Würzburgs zu Gott empor. Eine Kerze brannte auf dem mit Blumen schlicht geschmückten Tisch; kein Ministrant - kein prunkvolles Messgewand - dennoch: ein unvergessliches Erlebnis!"
Wie die Gemeinde St. Sebastian zu ihrer Monstranz gelangte, lesen Sie hier:
Geschichte einer Monstranz
Die strahlende Mitte im Perlenkranz
Die Geschichte einer Monstranz, berichtet von Justitiar a.D. Dr. Ernst Kastner
Vor 25 Jahren, am 25. August 1973, errichtete Bischof Dr. Josef Stangl die Pfarrei St. Sebastian im neuen Würzburger Stadtteil Heuchelhof. Fünf Jahre später - vor 20 Jahren also - verstarb eine Frau, die zur Wohltäterin dieser Pfarrgemeinde wurde. Der folgende Bericht soll an sie erinnern. Aufgeschrieben hat ihn der frühere Justitiar der Diözese Würzburg, Dr. Ernst Kastner.
"Eines Tages im August 1978 erbat ein Ordenspriester von mir in meiner Eigenschaft als Justitiar der Diözese Würzburg Rechtsauskünfte über richtige Testamentsformulierungen. Ihm hatte sich eine kinderlose Witwe mit ihrem Anliegen anvertraut: Sie müsse sich einer schwierigen Operation unterziehen, bei der es um Leben und Tod gehe. Für den Fall ihres Ablebens wünsche sie, dass ihr persönlicher Schmuck zur Herstellung liturgischer Geräte verwendet werde.
Ich erklärte dem Fragesteller kurz die Arten kirchlicher Rechtsträger sowie den Unterschied zwischen Erbschaft und Vermächtnis. Aus meinem Diensttagebuch entnehme ich, dass im gleichen Monat nochmals ein klärendes Gespräch mit dem Ordenspriester stattfand. Leider blieb mir die Dame damals unbekannt, doch ließ ich ihr herzlichen Dank und Gottes Hilfe für einen glücklichen Operationsverlauf übermitteln.
Bereits im September darauf informierte mich die Würzburger Ordensgemeinschaft, dass die Frau verstorben sei. Gerne sagte ich die erbetene Hilfe bei der Nachlassabwicklung zu. Ich erfuhr dabei von folgender testamentarischen Regelung: "Mein Schmuck an den Bischöflichen Stuhl zu Würzburg ... zur Verwendung bei der Herstellung von kirchlichen Geräten".
Kurz vor Weihnachten stand ein Vertreter des Ordens als Erbe vor meiner Tür, um mir den Schmuck aus dem Nachlass zu übergeben. In einer Schatulle sah ich Perlenketten, Armbänder und Kolliers, teils mit kostbaren Edelsteinen, Ringe, auch zwei Eheringe. Gleich brachte ich alles in den Tresor der Bischöflichen Finanzkammer und informierte den Finanzdirektor. Herzlichen Dank und das Versprechen priesterlichen Mementos ließ ich übermitteln.
Wie sollte nun aber konkret der letzte Wille mit dem Schmuck erfüllt werden? Nach langem Überlegen und Besprechen kam mir der Gedanke, ob es eine Möglichkeit gebe, den Reichtum an Schmuck in Würzburg verwenden zu lassen, wo er doch auch herstammte. Als Mitglied der ersten Kirchenverwaltung von St. Sebastian war mir die damalige Armut unserer Kirchenstiftung mit einem nur geliehenen Kirchenzelt bestens bekannt. Auch wusste ich, dass unser "Gründungspfarrer", heute Monsignore Erwin Kuhn, stets Mühe hatte, für unsere Fronleichnamsprozession aus einer anderen Pfarrei sich eine Monstranz auszuleihen. Inzwischen erfuhr ich, dass Pfarrer Kuhn bereits vorsorglich Entwurf und Kostenvoranschlag für eine Monstranz beim Würzburger Goldschmied Rudolf Engert erbeten hatte.
Sehr schnell konkretisierte sich nun alles: Noch im Dezember trug ich dem Generalvikar die Sachlage und den Vorschlag einer Monstranz für St. Sebastian vor. Er war einverstanden. Mit dem Auftrag zur weiteren Vorbereitung ging ich umgehend in mein Dienstzimmer, um sofort entsprechende Briefe zu diktieren. Pfarrer Kuhn war überglücklich.
Goldschmied Engert bestätigte die Eignung des Schmuckes zur Herstellung einer prachtvollen Monstranz. Sein Vorschlag: Symbol von Christus als strahlende Sonne und Urheber allen physischen und geistigen Lebens. Das eingeschmolzene Feingold fand gute Verwendung, einzelne Schmuckstücke konnten sogar unverändert eingearbeitet werden. Das Werk ehrt bis heute seinen Meister. Die 1979 entstandene Monstranz fand begeisterten Anklang.
Lange beschäftigte mich die Frage nach dem Persönlichkeitsbild der Schmuckbesitzerin. Meine Nachforschungen waren nach 20 Jahren erfolgreich: Ich gelangte in den Besitz des Personalausweises mit dem Foto einer sympathischen Frau. Ihre 1930 geschlossene Ehe mit dem 1975 verstorbenen Ehemann, Betriebsleiter in einer angesehenen Würzburger Firma, war leider kinderlos geblieben.
Nicht nur am diesjährigen 20. Todestag der Würzburgerin ging große Dankbarkeit aus der Pfarrgemeinde St. Sebastian in die Ewigkeit hinüber. Stets aufs neue und Jahr um Jahr erfreuen sich Verehrer der heiligen Eucharistie an dem vollendeten sakralen Kunstwerk."
St. Josef Rottenbauer
Rottenbauer, ehemals eine kleine Landgemeinde, seit 1. Januar 1974 Stadtteil Würzburgs, liegt auf einer Hochfläche zwischen Main und Rottenbauerer Grund südlich des Heuchelhofes.
Weithin sichtbar in der Dorfmitte steht die katholische Pfarrkirche St. Josef. Der Zeitpunkt der Ortsgründung ist unbekannt. Die historischen Quellen lassen eine lückenlose Darstellung der geschichtlichen Abläufe nicht zu. Funde aus Jungstein- und Hallstattzeit weisen auf vorgeschichtliche Besiedelungsperioden hin. Ein vager Hinweis auf das Alter Rottenbauers könnte die linksmainische Markabgrenzung im Bereich um Würzburg im Jahre 779 n.Chr. sein. Auf dem zugewiesenen Raum scheint der neue Besitzer das Roderecht erhalten zu haben. Die Wortendung -"bauer" weist auf eine Gründung in dieser Zeit hin.
Im Jahre 779 n.Chr. werden in einer Urkunde Karls des Großen "Weinberge am Bronnberg" erwähnt. Aus diesem Bereich schenkte Kaiser Friedrich Barbarossa am 24. April 1172 dem Hochstift Würzburg 6 Morgen Weinberg für den "Katzenwicker" als Entschädigung für die Einkünfte aus dem seinem Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, zu Lehen gegebenen Hof. 1267 spricht Papst Clemens VII dem Benediktinerinnenkloster "Paradeis" in Heidingsfeld einen Hof in Rottenbauer zu. Auf diese Zeit dürften die Namen der Flurlagen Engelsweg, Paradies und Himmelreich zurückzuführen sein.